Aus dem Bechterew-Brief Nr. 78 (September 1999)

Die Auswirkungen sportlicher Aktivitäten auf den menschlichen Organismus

Notwendigkeit sportlicher Betätigung besonders für den Morbus-Bechterew-Patienten

von Martina Kuhn, Studentin am Institut für Sportwissenschaft der Universität Erlangen-Nürnberg
Auszug aus einer Zulassungsarbeit mit dem Titel "Spondylitis ankylosans (Morbus Bechterew) unter besonderer Berücksichtigung der aktiven Bewegungstherapie"

Warum jeder Mensch Sport treiben sollte

Die weitaus längste Zeit seiner Existenz war der Mensch gezwungen, sich zur Nahrungsbeschaffung zu bewegen. In den modernen, arbeitsteiligen Industriegesellschaften verdienen die meisten Menschen ihren Lebensunterhalt im Sitzen bzw. durch einseitige körperliche Belastung. Auch das Auto und alle anderen motorisierten Transportmittel, Rolltreppen und Aufzüge etc. nehmen dem Menschen das "Sich-bewegen-müssen"

Bild 1: Schaut Ihr täglicher Stuhlgang auch so aus?

Die Verhaltensweisen des Menschen haben sich mit seiner geistig-kulturellen Entwicklung geändert. Der menschliche Körper aber entspricht nach wie vor in seiner Konstruktion und Veranlagung genau wie vor Tausenden von Jahren den Anforderungen eines Sammlers und Jägers und kann deshalb nur unter regelmäßiger Belastung funktionsfähig bleiben.

In den Industriestaaten haben Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Arteriosklerose mit den Folgen Herzinfarkt, Herzschwäche, Schlaganfall usw.) die Infektionskrankheiten als Todesursache Nr.1 abgelöst. Ursachen dieser degenerativen (verschleißbedingten) Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Rauchen, erhöhte Blutfettwerte, Bewegungsmangel, Übergewicht, erhöhter Blutzucker, psychosozialer Streß. Sportliche Betätigung kann dem entgegenwirken.

Was ist ein Gesundheitstraining?

Als Gesundheitssport sind alle Ausdauersportarten geeignet, die im aeroben Bereich durchgeführt werden (d. h. nicht bis zur Atemnot gesteigert werden, so daß die Muskulatur nicht Energie durch Muskelabbau gewinnen muß). Zyklische Sportarten wie Radfahren, Walking, Jogging, Skilanglauf etc. sind besonders gut geeignet, wobei die Häufigkeit des Trainings wichtiger ist als die Dauer der einzelnen Trainingseinheit.

Man sollte langsam beginnen, Umfang und Intensität der Trainingseinheit allmählich steigern. Für den Gesundheitssportler liegen die Mindestanforderungen im Bereich von wöchentlich einmal 45 Minuten, zweimal 30 Minuten bzw. dreimal 20 Minuten. Faustregel für die Intensität ist: für den Anfänger eine Pulsfrequenz von 160 minus Alter, für den Fortgeschrittenen 180 minus Alter und für den Trainierten 200 minus Alter.

Grundsätzlich gilt: Im Rahmen eines Gesundheitstrainings sollte nicht gegeneinander, sondern miteinander gejoggt, gewalkt usw. werden. Die Intensität sollte immer so gewählt werden, daß man sich während des Sporttreibens noch unterhalten kann.

Auswirkungen des gesundheitssportlichen Ausdauertrainings auf den menschlichen Körper

Grundsätzlich hat Ausdauertraining einen positiven Einfluß auf alle Systeme des menschlichen Organismus, wobei dem Herz-Kreislauf-System die größte Bedeutung zukommt.

Ausdauertraining bewirkt eine Ökonomisierung der Herzarbeit (sparsamerer Umgang mit Energie). Diese ist dann schlagvolumenorientiert und nicht frequenzorientiert, d. h. das trainierte Herz schlägt weniger oft als das untrainierte Herz und bei einem Schlag wird eine größere Menge Blut umgesetzt. Daraus folgt, daß das trainierte Herz bei gleicher oder größerer Effektivität weniger Arbeit leistet als das untrainierte Herz. Auch hat das Herz mehr Zeit, sich während der einzelnen Schläge zu erholen und sich mit Nährstoffen zu versorgen.

Plötzlich auftretende Belastungen können vom trainierten Herzmuskel leichter und schneller verkraftet werden. Die Gefahr einer koronaren (die Herzkranzgefäße betreffenden) Herzerkrankung ist bei trainierten Personen wesentlich geringer als bei untrainierten.

Die Blutdruckwerte in Ruhe und bei Belastung werden gesenkt. Auch kommt es zu einer Mobilisierung (Steigerung der Beweglichkeit) und Entfernung von abgelagertem Cholesterin. Ausdauertraining ist also auch gegen einen hohen Cholesterinspiegel gut.

Weiterhin wird die Blutproduktion angeregt. Die Zahl der roten Blutkörperchen erhöht sich, wodurch mehr Sauerstoff aufgenommen und transportiert werden kann. Das Blutplasma nimmt zu. Es kommt zu einer Verdünnung des Blutes und dadurch zu einer Herzmuskelentlastung. Auch die weißen Blutkörperchen vermehren sich und werden qualitativ besser. Dies führt zu einer Stärkung des Immunsystems!

Durch ein regelmäßiges Ausdauertraining kommt es zu einer Optimierung der Atmungsregulation und damit zu einer Ökonomisierung der Atmung. Der Sportler stellt sich quantitativ schneller auf Belastungen ein (z. B. beim Treppensteigen kommt er nicht so schnell aus der Puste).

Das Training des Atmungssystems ist ein wichtiger Punkt für die Krankheit Morbus Bechterew in Sinne einer Thoraxmobilisation (Beweglichkeitstraining für den Brustkorb). Durch zunehmende Verknöcherung der Wirbel-Rippen-Gelenke wird beim Morbus-Bechterew-Patientenen die Beweglichkeit des Brustkorbs immer mehr eingeschränkt. Eine verbesserte Brustatmung kann dem entgegenwirken: Bei der Brustatmung kommt es zu einer Brustkorberweiterung durch Anheben der an den Wirbelkörpern fixierten Rippen mittels der äußeren Zwischenrippenmuskeln. Das Senken der Rippen bei der Ausatmung kann nach körperlicher Belastung aktiv durch Kontraktion der inneren Zwischenrippenmuskeln unterstützt werden. Der Brustkorb wird also bewegt, seine Muskeln trainiert und der Versteifung somit entgegengewirkt.

Sportliches Training führt nicht nur zu Anpassungserscheinungen im Bereich des Herz-Kreislauf-Systems, sondern hat auch Auswirkungen auf den passiven Bewegungsapparat, also auf die Knochen, Knorpel, Sehnen und Bänder. Die Bruchfestigkeit der Knochen erhöht sich. Besonders wichtig für den Morbus-Bechterew-Patienten: Das Training wirkt Spätfolgen wie der Osteoporose (Entmineralisierung der Knochen) entgegen. Die Wasserkissen-Funktion des Knorpels wird verbessert. Bei Bändern und Sehnen werden durch Training der Querschnitt sowie die Zug- bzw. Reißfestigkeit erhöht.

Was bringt der Sport zusätzlich für einen Morbus-Bechterew-Patienten?

Der Sport hat im Rahmen der Morbus-Bechterew-Therapie weitere besondere Funktionen. Zum einen hat er das Ziel, die verschiedenen Organsysteme des Körpers zu verbessern. Daneben kann durch ihn – in enger Zusammenarbeit mit der Krankengymnastik – den typischen Merkmalen der Bechterewschen Krankheit entgegengewirkt werden: der Verkrümmung und Versteifung der Wirbelsäule und den Schmerzen. Bei Morbus-Bechterew-Erkrankten führt das Training der Muskulatur wesentlich zur Haltungsstabilisierung oder gar zur Haltungsverbesserung. Muskuläre Ungleichgewichte, die durch krankheitsbedingte Fehlhaltungen hervorgerufen werden, können ausgeglichen werden. Der zunehmende Verlust der Funktionsfähigkeit des Stütz- und Bewegungsapparats soll verhindert werden. Mit Hilfe von Übungs-, Spiel- und Trainingsformen, die speziell auf die Krankheit ausgerichtet sind, können die motorischen (der Bewegung dienenden) Beanspruchungsformen Gewandtheit, Koordination, Kraft und Ausdauer sowie die Atemfunktion verbessert werden.

Die Sporttherapie hat das Ziel, durch das Training der motorischen Fähigkeiten und Fertigkeiten die Handlungsfähigkeit des Patienten zu erhalten. Durch ein regelmäßiges Training ist somit auch eine verbesserte Alltagsmotorik zu erwarten. Dies bedeutet, daß auch ein Patient mit teilweise versteifter oder vollständig versteifter Wirbelsäule sich sicher in allen Situationen des täglichen Lebens bewegen kann. Durch Sport lernt man seinen Körper besser kennen, das Reaktionsvermögen und die Gleichgewichtsfähigkeit werden verbessert. So kann z. B. selbst das Fallen im sportlichen Spiel geübt werden.

Wichtig ist der Sport auch unter psychosozialen Gesichtpunkten. Die Probleme, die eine progredient (sich verschlimmernd) verlaufende, schmerzhafte chronische Krankheit mit sich bringt, können mit Hilfe des Sports wenigstens teilweise bewältigt werden. Die Erlebnisse im Sport können helfen, die psychische Widerstandskraft zu stärken. Indem der Patient krankheitsangepaßte körperliche Leistung erbringt und seine Grenzen erkennt, lernt er, sich selbst und seine Krankheit realistisch einzuschätzen.

Im sportlichen Spiel kann der Betroffene Bewegungsängste abbauen und Selbstsicherheit gewinnen. Erfolgserlebnisse helfen ihm, mit der Krankheit in geeigneter Weise umzugehen und sie zu akzeptieren. Sportliche Betätigung kann Vergnügen bringen, Freude und Spaß machen und zudem die zwischenmenschlichen Kontakte fördern. Das Gruppenerlebnis bei der sportlichen Betätigung spielt eine wichtige Rolle. Man lernt Gleichbetroffene kennen und ihre Art, mit der Krankheit umzugehen.

Weitere Auswirkungen auf die psychische Befindlichkeit haben außerdem sportliche Aktivitäten in der freien Natur. Sportarten wie Wandern, Walking, Jogging, Skilanglauf, Radfahren usw. sind mit einem Naturerlebnis verbunden, das motivierend, antidepressiv, stresslösend und jenseits der täglichen Routine ist. So hat zum Beispiel die Sonne eine antidepressive Wirkung. Scheint draußen die Sonne, fühlt sich eigentlich jeder besser, man hat mehr Elan und Schwung.

Welche Sportarten sollten betrieben werden?

Generell ist keine Sportart für Morbus-Bechterew-Patienten auszuschließen, solange sie nicht schädigende Wirkung hat. Jeder einzelne muß je nach dem Stadium und der individuellen Ausprägung der Erkrankung, nach Trainingszustand und sportlichen Fertigkeiten (Anfänger oder Könner) zusammen mit dem Arzt oder dem Therapeuten entscheiden, ob eine Sportart für ihn/sie geeignet ist oder nicht.
Bei der von der DVMB durchgeführten Patientenbefragung (siehe Bechterew-Brief Nr. 73 S. 11) haben sich einige Sportarten als besonders beliebt herausgestellt, auf die ich im folgenden kurz eingehen möchte.

Schwimmen

Viele Menschen frönen dem Schwimmen in ihrer Freizeit und im Urlaub. Die sportliche Aktivität im Freien dient der Entspannung und dem Sammeln neuer Kräfte sowie der Abhärtung des Körpers. Dabei wirken Wasser, Luft und Sonne in verschiedener Art und Weise auf den Organismus.
Der Körper lernt, sich auf Temperaturschwankungen und verschiedene Witterungsverhältnisse einzustellen. Mit der Abhärtung wird erreicht, daß der Organismus anpassungsfähig, stabil und ausdauernd wird und daß seine Widerstandsfähigkeit gegenüber schädigenden Umwelteinflüssen (z. B. Erkältungen) gesteigert wird.
Ein regelmäßiges Schwimmtraining gewährleistet eine dynamische und isometrische Beanspruchung des aktiven Bewegungsapparates (Muskelanspannung mit und ohne Bewegung). Durch das Schwimmen (Überwinden des Wasserwiderstands) werden viele verschiedene Muskelgruppen des ganzen Körpers trainiert.
Schwimmen gehört zu den "non-weight-baring" (schwerelosen) Sportarten, d. h. der Auftrieb des Wassers führt zu einer erheblichen Entlastung des passiven Bewegungsapparats (Knochen, Knorpel, Sehnen, Bänder). Der Körper hat im Wasser nur etwa ein Siebtel seines normalen Gewichts. Dieser Umstand ist gerade für Morbus-Bechterew-Patienten sehr bedeutend, da die Belastungen für Wirbelsäule und Gelenke sehr gering sind und dennoch der Körper gut trainiert werden kann. Im Wasser sind langsame, kontrollierte Bewegungen möglich. Das Verletzungsrisiko ist gering und die sportliche Belastung läßt sich gut der körperlichen Leistungsfähigkeit anpassen.

Bild 2: Rückenschwimmen in gestreckter Lage mit kräftigen Armbewegungen;
Copyright: Deutsche Vereinigung Morbus Bechterew e.V.

Besonders gut geeignet sind Rücken- und Kraulschwimmen, da bei diesen Schwimmstilen der kyphotischen (nach vorne krümmenden) Haltung der Wirbelsäule am besten entgegengewirkt wird. Der Körper sollte gestreckt waagrecht im Wasser liegen, der Kopf befindet sich in Verlängerung der Körperlängsachse. Durch gleichmäßig wechselnde kräftige Armbewegungen werden Kraft und Beweglichkeit geschult. Eine regelmäßige und tiefe Atmung ist sinnvoll.

Radfahren

Auch das Radfahren bietet als Sportart im Freien die positiven Auswirkungen von Sonne, Luft und Bewegung in der Natur. Beim Radfahren wird der Stütz- und Bewegungsapparat geringer belastet als bei anderen Sportarten (z. B. Laufen), da es eine Sportart im Sitzen ist. Die statische Entlastung der Hüft-, Knie- und Fußgelenke kommt dem Morbus-Bechterew-Patienten sehr entgegen. Die muskuläre Beanspruchung ist trotzdem hoch.

Bild 3: Das Rennrad wird mit überstreckter Halswirbelsäule gefahren und ist deshalb für Morbus-Bechterew-Patienten besonders ungeeignet; Copyright: Deutsche Vereinigung Morbus Bechterew e.V.
Bild 4: Das Mountain-Bike mit seinen Einstellmöglichkeiten ist für Morbus-Bechterew-Patienten schon eher geeignet; Copyright: Deutsche Vereinigung Morbus Bechterew e.V.
Bild 5: Der erhöhte Lenker verbessert die Haltung und erhöht die Sicherheit im Straßenverkehr, weil der Patient den ganzen Oberkörper umdrehen kann; Copyright: Deutsche Vereinigung Morbus Bechterew e.V.
Bild 6: Durch eine unter den Sitz montierte Sattelstangenfederung werden Stöße erheblich reduziert. Noch wirksamer ist in dieser Hinsicht ein federnder Gelenkrahmen des Fahrrads; Copyright: Deutsche Vereinigung Morbus Bechterew e.V.

Als besonders geeignet für Morbus-Bechterew-Patienten hat sich das Mountain-Bike erwiesen, da es in seiner Funktionsweise optimal auf die Erkrankung eingestellt werden kann. Folgende Veränderungen können vorgenommen werden, um das Rad an den Patienten anzupassen: Der Sattel sollte so hoch eingestellt sein, daß das Knie im untersten Punkt der Pedalumdrehung noch leicht gebeugt ist. Durch eine Sattelstangenfederung, die unter dem Sitz montiert wird, werden Stöße im Gelände erheblich reduziert, die Belastung für die Wirbelsäule ist geringer. Dazu trägt auch die Verwendung eines Gelsattels bei, der schön weich ist. Ein breiterer Sattel hat eine größere Sitzfläche, was von vielen Morbus-Bechterew-Patienten als angenehm empfunden wird, da der Druck auf die Symphyse (das Gelenk vorne im Beckenring) verringert wird. Eine hohe Lenkereinstellung führt zu einer aufrechten Sitzhaltung. Dadurch wird die Atmung erleichtert, und der Fahrer kann den ganzen Oberkörper umdrehen, wodurch die Sicherheit im Straßenverkehr erhöht wird. Zusätzlich kann auch noch ein Rückspiegel angebracht werden.Wird der Reifendruck nicht zu hoch gewählt, trägt auch dies zur Stoßdämpfung bei. Wenn die Bremshebel in einem Winkel von 45° zur Horizontalen eingestellt werden, bedeutet dies eine bessere und angenehmere Stellung der Handgelenke. Bei starken Problemen mit der Hand oder den Handgelenken bewährt sich eine Rücktrittsbremse. Die kleinere Rahmengröße des Mountain-Bikes ermöglicht ein bequemes Auf- und Absteigen.

Wandern und Walking

Wandern und Walking ist für Morbus-Bechterew-Patienten sehr gut geeignet. Wandern kann eigentlich jeder. Walking ist einfach zu erlernen. Die Bewegungskoordination ist natürlich, einfach und normalerweise automatisiert. Bei beiden Sportarten wird der gesamte Organismus beansprucht. Die Beanspruchung der Gelenke erfolgt gleichmäßig und schonend. Auch für Patienten mit einer Beteiligung der Hüft- oder Kniegelenke oder sogar der inneren Organe ist es möglich, diese Sportarten auszuüben.

Bild 7: Besonders das Wandern im Gebirge hat einen hohen Gesundheits- und Erlebniswert
© Copyright: Deutsche Vereinigung Morbus Bechterew e.V.
Bild 7: Besonders das Wandern im Gebirge hat einen hohen Gesundheits- und Erlebniswert; Copyright: Deutsche Vereinigung Morbus Bechterew e.V.

Durch Verwendung von Wander- (Teleskop-) oder Skistöcken kann die Belastung der Kniegelenke erheblich reduziert werden. Im schwierigen Gelände wird auch die Sturzgefahr gemindert.
Die entstressende Wirkung, der beruhigende und ausgleichende Einfluß dieser beiden Sportarten ist beachtlich. Besonders das Wandern im Gebirge hat einen hohen Gesundheits- und Erholungswert.

Skilanglauf

Der Skilanglauf ist sowohl für den Anfänger als auch für den Fortgeschrittenen als Morbus-Bechterew-Therapie hervorragend geeignet. Auch ältere Patienten können den Skilanglauf noch erlernen. Er erfordert keine technischen Höchstschwierigkeiten. In den meisten Skigebieten sind die Loipen mit dem Schwierigkeitsgrad und der Länge markiert. Je nach Trainingszustand, Zeit und Lust kann individuell die Trainingsbeanspruchung ausgesucht werden.
Skilanglauf wird in der freien Natur durchgeführt, allein oder in der Gruppe. Da man sich im Winter meist vorwiegend in geschlossenen Räumen aufhält, kommt ihm besondere Bedeutung zu. So veranlaßt wenigstens der Sport den Patienten, sich ins Freie zu begeben. Auch hier kommt es zu einem Prozeß der Abhärtung. Die frische Luft und die verschneite Winterlandschaft haben eine entstressende, motivierende und die Lebensgeister weckende Wirkung.
Beachten sollte man, daß die Langlaufbekleidung Schutz vor Kälte, Wind und Nässe bietet. Hier ist atmungsaktive Unterwäsche und Oberbekleidung besonders zu empfehlen.

Bild 8: Skilanglauf - als Morbus-Bechterew-Therapie hervorragend geeignet; Copyright: Deutsche Vereinigung Morbus Bechterew e.V.
Bild 9: Skilanglauf in der freien Natur, allein oder in der Gruppe (hier beim Skilanglauf- und Aquajoggingwochenende der DVMB in Oberammergau); Copyright: Deutsche Vereinigung Morbus Bechterew e.V.

 

Volleyball als Beispiel für alle Ballsportarten

Volleyball zählt nicht zu den ausdauerorientierten Gesundheitssportarten. Es wird aber in sehr vielen DVMB-Therapiegruppen betrieben. Eine wesentliche Besonderheit des Volleyballspiels ist das schon erwähnte Gruppenerlebnis.
Volleyball ist ein Rückschlagspiel ohne Gegnerkontakt. Die Verletzungsgefahr ist relativ gering, vor allem, wenn die verletzungsträchtigen Techniken des Schmetterns und Blockens ausgeschlossen werden. Typische Verletzungen und Schäden wie Verstauchungen, Zerrungen, Dehnungen, Bänder- und Kapselrisse, häufig durch Absprung und Landung hervorgerufen, werden dadurch vermieden. Besonders die für den Morbus-Bechterew-Patienten gefährlichen Stauchungen, Abnützungserscheinungen und Überbelastungen der Wirbelsäule und der Gelenke der unteren Extremitäten (Hüft- Knie- und Fußgelenke) werden dadurch ausgeschlossen.

Bild 10: Volleyballturnier der DVMB-Therapiegruppen am 17./18. April 1999 in Würzburg; Copyright: Deutsche Vereinigung Morbus Bechterew e.V.
Bild 11: Das

Das Pritschen (oberes Zuspiel) als wesentliche Technik hat therapeutischen Effekt, da es den symmetrischen und aufrichtenden Bewegungsablauf fördert.
Im Volleyball werden koordinative Fähigkeiten (vor allem Gleichgewichts-, Reaktions-, Orientierungs-, Umstellungs-, Differenzierungs-, Kopplungs- und Rhythmisierungsfähigkeit) besonders trainiert. Die Verbesserung der Gewandtheit und Geschicklichkeit hat auch auf den Alltag positive Auswirkungen.
Volleyball kann durch Sonderregeln sehr gut an die Bedürfnise der Morbus-Bechterew-Patienten angepaßt werden: Der Ball kann durch Luftballons oder Softbälle usw. ersetzt werden. Verschiedene Bälle haben unterschiedliches Flugverhalten und unterschiedliche Flugschnelligkeiten. Die Netzhöhe kann zur Spiel-Erleichterung reduziert werden. Das Spiel kann auf verkleinertem Raum durchgeführt werden, um die Laufwege zu verkürzen und die Abwehr zu erleichtern. Eine verminderte Mannschaftsstärke wie z. B. das Spiel 1:1, 2:2, 3:3 erhöht die Zahl der Ballkontakte des Einzelnen und fördert den Spielfluß.Trotz dieser Sonderregeln verliert das Volleyballspiel nicht seinen Spiel-Charakter. Der Spielgedanke wird nicht gefährdet, auch wenn die Spielregeln vereinfacht und dem Technik- und Taktikvermögen der Gruppe angepaßt werden. Daß der Wettkampfcharakter aber auch bei Morbus-Bechterew-Volleyballgruppen nicht ausgeschlossen werden muß, ist selbstverständlich. Dies beweisen auch die vielen von den DVMB-Therapiegruppen veranstalteten Volleyball-Turniere.

Bechterew-Brief Ende

Anschrift der Verfasserin: Bergstr. 2, 96163 Gundelsheim (Oberfranken)
Die Photos, darunter viele von Veranstaltungen der DVMB und ihrer Therapiegruppen, wurden von der Bechterew-Brief-Redaktion eingefügt.