Aus dem Bechterew-Brief Nr. 89 (Juni 2002)

Entzündliche Wirbelsäulenerkrankungen

in den Rheumatologie-Zeitschriften des Jahres 2001
von Prof. Dr. rer. nat. Ernst Feldtkeller, Redaktion Bechterew-Brief, München

Ein Leserbriefschreiber fragt in diesem Heft „Wie und wo kann man sich über aktuelle Forschungsergebnisse auf dem Laufenden halten?“ Frau Dr. Gerhild WILDNER von der Universität München empfiehlt in ihrer Antwort, regelmäßig den Bechterew-Brief zu lesen, da er ihrer Meinung nach die beste und aktuellste Informationsquelle für die Betroffenen darstellt. Diese Antwort bedeutet für die Redaktion selbstverständlich nicht nur ein Lob, sondern auch eine große Verpflichtung.
So sah man mich auch seit meiner Literaturübersicht vor einem Jahr weiterhin in der Bayerischen Staatsbibliothek regelmäßig die ausliegenden Rheumatologiezeitschriften auf für uns interessante Artikel durchsehen. Ich führe genau Buch, welche Hefte der 15 dort geführten rheumatologischen Zeitschriften ich durchgesehen habe, um nichts zu verpassen. Das Literaturregister in meinem Computer, in dem ich zu den meisten Artikeln eigene Notizen über den Inhalt hinzufüge, umfasst inzwischen etwa 1200 Arbeiten.
Auch der Jahrgang 2001 der rheumatologischen Literatur war wieder ein guter Jahrgang für die Spondylitis ankylosans und verwandte Spondyloarthritiden. Selbstverständlich kann ich auch diesmal nur eine Auswahl der für uns relevanten Artikel anführen. Die Fundstelle ist jeweils am Schluss angegeben, damit Sie sich bei Bedarf den Originalaufsatz (z.B. in einer Bibliothek per Fernleihe) bestellen können.

Inhalt:

  1. Krankheitsentstehung und Krankheitsverlauf
  2. Spondyloarthritis-Diagnose
  3. Spondyloarthritis-Häufigkeit
  4. Spondylitis-ankylosans-Therapie
    1. Physikalische Therapieformen
    2. Nichtsteroidale Antirheumatika
    3. Langzeit-Antirheumatika und Corticosteroide
    4. TNF-alpha-Blocker
    5. Operationen
    6. Ernährung, Lebensweise
  5. Osteoporose
    1. Osteoporose-Diagnostik
    2. Vorbeugung und Therapie der  Osteoporose
    3. Osteoporose als Therapiefolge
  6. Andere Begleitsymptome
  7. Andere Spondyloarthritiden
  8. Erblichkeit
  9. Lebensqualität, Arbeitsfähigkeit
  10. Rheuma-Forschung und  Rheuma-Forscher
  11. Sonstiges

1. Krankheitsentstehung und Krankheitsverlauf

J.T. EPPLEN, E. MÄRKER-HERMANN und I. MELCHERS geben einen Überblick über das derzeitige Wissen zur Entstehung entzündlich-rheumatischer Erkrankungen. Bei diesen Autoimmunerkrankungen spielen immer viele Faktoren zusammen. Gene, die zur Erkrankung beitragen und solche, die vor der Krankheit schützen, sind oft nur in ganz bestimmten Konstellationen überhaupt relevant. Zwillings- und Familienstudien sind für die Aufklärung der Zusammenhänge wesentlich.

Internist 2001;42:188-197

D. MCGONAGLE, L. STOCKWIN, J. ISAACS und P. EMERY weisen darauf hin, dass alle Entzündungsstellen bei den Spondyloarthritiden (Sehnenansatz, Ziliarkörper im Auge, Hautdehnungsstellen, Herzkranzgefäßwurzeln und Lungenspitze) einer zyklischen biomechanischen Beanspruchung ausgesetzt sind. Die Krankheit scheint also auf einem Mechanismus zu beruhen, bei dem immunologische und mechanische Faktoren die Entzündung gemeinsam in Gang setzen.

J Rheumatol 2001;28:2155-2159

In eine ähnliche Richtung weist eine Arbeit von P. A. SIMKIN. Er stellte fest, dass die Spondylitis ankylosans im Iliosakralgelenk hauptsächlich das Darmbein angreift und im Hüftgelenk die Pfanne im Darmbein, weniger die gegenüberliegende Seite. Die Entzündung entsteht also vorzugsweise unter Faserknorpel, nicht unter glasigem Knorpel. Die Krankheit scheint sich auf Fibrillin-1-reiches Gewebe zu konzentrieren, auch im Auge und in der Aorta. Es könnte eine Immunantwort beteiligt sein (ausgelöst durch eine Infektion oder ein Trauma und vermittelt durch das Zytokin TNF-alpha), die latentes TGF-beta (transforming growth factor) an Bindungsstellen zum Fibrillin-1 aktiviert.

J Rheumatol 2001;28:2663-2666

R.J. FRANÇOIS, J. BRAUN und M.A. KHAN weisen darauf hin, dass die Sehnenansatzentzündung (Bechterew-Brief Nr. 82 S. 17–20) nicht die einzige Entzündungsform bei den Spondyloarthritiden ist: Entzündungen der Gelenk-Innenhaut, Knochenmarkveränderungen außerhalb von Faseransätzen sowie Knorpelwucherungen sind ebenfalls wichtig. Sowohl im Übergang zwischen Knorpel und Knochenmark als auch in der Gelenk-Innenhaut spielen zelltötende T-Zellen eine wichtige Rolle. Eine Beobachtung früher Krankheitsstadien gelingt mit Ultraschall besser als mit Röntgen, mit Kernspintomographie noch besser.

Curr Opin Rheumatol. 2001;13:255-264

L. LALOUX und 6 weitere Autoren stellten in Sehnenansatzstellen von Spondyloarthritis-Patienten (dort vor allem im Knochenmark) Ödeme (Flüssigkeitsansammlungen) mit Entzündungs-Infiltrat hauptsächlich aus CD8+-T-Zellen fest. Ein weiterer Hinweis darauf, dass bei den Spondyloarthritiden zelltötende T-Zellen eine Schlüsselrolle spielen.

Ann Rheum Dis 2001;60:316-321

2. Spondyloarthritis-Diagnose

M. BOLLOW zeigt in einem von K. L. Schmidt herausgegebenen Buch eine umfangreiche Kernspintomographie-Bildersammlung. Die Bilder demonstrieren, wie sich Sakroiliitis, Osteitis, Synovitis, Capsulitis, Andersen-Läsion und Romanus-Läsion im Kernspintomogramm nachweisen lassen.

„Ankylosierende Spondylitis“ (herausgegeben von K. L. Schmidt), Novartis Pharma Verlag, Nürnberg 2001, S. 81–140

E. GENTH gibt eine Übersicht über Laborbefunde bei Spondylitis ankylosans im selben Buch:

„Ankylosierende Spondylitis“ (herausgegeben von K. L. Schmidt), Novartis Pharma Verlag, Nürnberg 2001, S. 69–79

H. KELLNER beschreibt in einem Leitartikel, wie sich die Arthrosonographie (Gelenkuntersuchung mit Ultraschall) von einer Außenseitermethode zu einem standardisierten und integrierten Bestandteil der bildgebenden Diagnostik in der Rheumatologie entwickelte.

Z Rheumatol 2001;60:137-138

T.T.F. SHIH, P.Q. CHEN, Y.W. LI und C.Y. HSU zeigen, wie hilfreich die Kernspintomographie beim Erkennen eines Wirbelbruchs, einer Pseudarthrose, von Veränderungen der Rückenmarkhülle, der Bänder oder anderer Weichteile ist.

J Comput Assist Tomogr 2001;25:164-170

3. Spondyloarthritis-Häufigkeit

S. HUKUDA und 10 weitere Autoren schätzten, dass die Spondyloarthritis-Inzidenz (Zahl der Neuerkrankten pro Jahr und pro 100 000 Einwohner) in Europa mindestens 10 mal so hoch ist wie in Japan, die Prävalenz (Zahl aller Patienten bezogen auf die Einwohnerzahl) jedoch mindestens 200 mal so hoch wie in Japan. In einem Leserbrief dazu weisen E. Feldtkeller und J. Braun darauf hin, dass dies ein Widerspruch ist, der darauf beruht, dass die Autoren bei der Prävalenz die Häufigkeit der in japanischen Kliniken registrierten Patienten unzulässigerweise verglichen mit der Zahl der bei einer Blutspender-Nachuntersuchung gefundenen Spondyloarthritis-Patienten in Berlin (einschließlich leichter, vorher nicht diagnostizierter Fälle).

J Rheumatol 2001;28:554-559

4. Spondylitis-ankylosans-Therapie

A. GAUSE, B. MANGER, J.R. KALDEN und G.R. BURMESTER geben einen Überblick über die Therapie entzündlich-rheumatischer Erkrankungen. Bei der Spondylitis ankylosans besteht die Standardtherapie in Physiotherapie und nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR), evtl. außerdem in Corticosteroid-Injektionen direkt in ein Gelenk. Bis zu 20% der Patienten sprechen nicht überzeugend auf NSAR an, 30% nehmen reine Schmerzmittel. Bei einem schweren Verlauf kommt eine Therapie mit Langzeit-Antirheumatika in Frage (Basistherapie, bei einem Verlauf ohne periphere Gelenkbeteiligung mit Methotrexat, bei peripheren Beschwerden mit Sulfasalazin). Für andere Spondyloarthritiden wird eine ähnliche Übersicht gegeben.

Internist 2001;42:223-236

4.a Physikalische Therapieformen

J.V. VIITANEN und S. HEIKKILÄ untersuchten die Beweglichkeitseinschränkungen von Spondylitis-ankylosans-Patienten und stellten fest, dass sich durch intensive Rehabilitation ein Fortschreiten der Funktionseinbuße mindestens kurzfristig vermeiden lässt.

Rheumatol Int 2001;20:211-214

A. VAN TUBERGEN und 9 weitere Autoren verglichen eine intensive Rehabilitationsbehandlung mit und ohne Radon-Heilstollen mit einer Therapie, die sich auf die wöchentliche Gruppengymnastik und Medikamente beschränkt. Bei der Kombination mit der Radon-Therapie hält die Wirkung wesentlich länger an (Bechterew-Brief Nr. 88 S. 3–10).

Arthritis Care Res 2001;45:430-438

J. BRAUN, E.M. LEMMEL und 4 weitere Verfasser geben einen Überblick über die Wirksamkeit, Verträglichkeit und Kosten/Nutzen-Relation der Spondylitis-ankylosans-Therapie durch Radium-Injektionen. Daraus abgeleitet werden Leitlinien, welche Patienten mit Radiumchlorid behandelt werden sollten. Siehe auch Bechterew-Brief Nr. 80 S. 10–13.

Z Rheumatol 2001;60:74-83

Im selben Heft abgedruckt ist eine offizielle Stellungnahme der Kommission Pharmakotherapie der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie, die auch zur sorgfältigen Dokumentation der Behandlungsergebnisse auffordert.

Z Rheumatol 60 (2001) 84-87

D. RIEDE berichtet über seine Erfahrungen mit der Radium-Therapie der Spondylitis ankylosans in den Jahren 1963–88 an der Universität Halle. Siehe Bechterew-Brief Nr. 86 S. 34–36.

Z Orthop u ihre Grenzgeb 2001;139:M32

4.b Nichtsteroidale Antirheumatika

L.A. GARCÍA-RODRÍGUEZ und S. Hernández-Díaz vergleichen die Magen-Darm-Nebenwirkungen verschiedener NSAR und diskutieren den Nutzen verschiedener Magenschutzmittel. Risikofaktoren sind die Dosis, die Behandlungsdauer, das Alter des Patienten und Schleimhautgeschwüre in der Vorgeschichte. Die Nebenwirkungsrate ist bei Azapropazon, Indometacin, Flurbiprofen und Piroxicam höher als bei Diclofenac, Ketoprofen, Naproxen und Ibuprofen.

Epidemiology 2001;12:570-576
Am J Med 2001;110 Suppl 3A:20S-27S

Den Beitrag von W.W. BOLTEN über die NSAR-Risiken im Vergleich zu anderen Risiken des täglichen Lebens haben wir im Bechterew-Brief Nr. 88 S. 28–29 nachgedruckt.

Z Rheumatol 2001;60:288

E. GROMNICA-IHLE gibt einen Überblick über Notfälle durch unerwünschte Arzneimittelnebenwirkungen. Bei 2% der NSAR-Patienten treten Notfallsituationen im Magen-Darm-Bereich auf. Bei COX-2-selektiven NSAR ist das Risiko geringer. Seltener können NSAR auch zu akutem Nierenversagen führen. Corticosteroide, Langzeitantirheumatika und TNF-alpha-Blocker können tödliche Infektionen nach sich ziehen. In Anbetracht des hohen Nutzens der Medikamente spricht dies nicht gegen ihre Anwendung, aber für eine sorgfältige Nutzen/Risiko-Abwägung.

Akt Rheumatol 2001;26:52-60

M. DOUGADOS und 7 weitere Autoren stellten in einer 6-wöchigen Studie fest, dass das COX-2-selektive NSAR Celecoxib bei der Spondylitis ankylosans etwa gleich wirksam ist wie Ketoprofen, ein nichtselektives NSAR.

Arthritis Rheum 2001;44:180-185

U.W. FISCH, G. MAHR und H. VERGIN stellten fest, dass Celecoxib etwa gleich wirksam ist wie Diclofenac oder Naproxen, die Häufigkeit schwerer Magen-Darm-Nebenwirkungen jedoch etwa so niedrig wie bei einem Placebo.

Akt Rheumatol 2001;26:75-81

L.S. SIMON weist in einem Leitartikel darauf hin, dass noch geklärt werden muss, ob selektive COX-2-Hemmer bei Risikopatienten zu einem erhöhten Thromboserisiko in Gehirn- oder Herzkrankgefäßen führen können. Auch ist nicht bekannt, ob heutige COX-2-Hemmer zu Problemen bei der Wundheilung führen.

Arthritis Care Res 2001;45:209-215

4.c Langzeit-Antirheumatika und Corticosteroide

A.M. VAN TUBERGEN, R.B.M. LANDEWÉ und S. VAN DER LINDEN geben einen Überblick über die medikamentöse Therapie der verschiedenen Spondyloarthritiden und beschreiben, in welchen Fällen eine Kombination mehrerer Langzeit-Antirheumatika hilfreich sein kann.

Springer Semin Immunopathol 2001;23:147-163

R.W. MARSHALL und J.R. KIRWAN fanden das Langzeit-Antirheumatikum Methotrexat in Bezug auf reine Wirbelsäulenbeschwerden eher unwirksam. Es ist aber in Bezug auf Sehnenansatz- und periphere Gelenkentzündungen möglicherweise hilfreich. Siehe auch Bechterew-Brief Nr. 78 S. 4.

Scand J Rheumatol 2001;30:313-314

C.A. BÖGER und H. KELLNER geben eine Übersicht über neurologische Nebenwirkungen bei NSAR, Langzeit-Antirheumatika und Corticosteroiden.

Akt Rheumatol 2001;26:285-290

W.P. MAKSYMOWYCH und 7 weitere Autoren behandelten 9 Spondyloarthritis-Patienten mit anders nicht behandelbaren peripheren Gelenkbeschwerden durch Pamidronat-Infusionen und erzielten eine signifikante Besserung (siehe auch Bechterew-Brief Nr. 81 S. 12).

J Rheumatol 2001;28144-155

F. BUTTGEREIT befasst sich mit den Wirkungsmechanismen der Corticosteroide und unterscheidet genomische Wirkungen (z.B Hemmung der Synthese entzündungsfördernder Zytokine durch Hemmung der Transkription entsprechender Gene in der Zelle) und nichtgenomische Wirkungen (z.B. Bindung an Rezeptoren und dadurch deren Blockierung)

Z Rheumatol 2001;60:117-119

4.d TNF-alpha-Blocker

Zur Therapie der Spondylitis ankylosans mit diesen neuen teuren Medikamenten erschien eine besonders große Zahl von Veröffentlichungen, von denen hier nur einige herausgegriffen seien.

J. SIEPER und J. BRAUN geben einen Überblick über den aktuellen Stand der Therapieansätze bei Spondyloarthritiden und gehen darin ausführlich auf die TNF-alpha-Blockade ein. Die Arbeit ist zugleich eine Vorschau auf den von ihnen organisierten Workshop, über den auf S. 19–24 in diesem Bechterew-Brief berichtet wird.

Z Rheumatol 2001;60:458-463
Ann Rheum Dis 2001;60 Suppl3:iii58-iii61
Forschung und Praxis 2001;326:19-21

J. BRANDT und 4 andere Autoren berichteten über ihre einjährigen positiven Erfahrungen mit der Infliximab-Behandlung bei anders nicht behandelbarer Spondylitis ankylosans. Bei den meisten Patienten erwies sich eine Behandlung alle 6 Wochen als zweckmäßig. Bei 90% der Patienten traten als Nebenwirkung unkomplizierte Infektionen auf. 4 der 10 Patienten dieser ersten Studie brachen die Therapie vor Ablauf eines Jahres ab: 2 wegen allergischer Reaktionen, einer, weil sich eine weitere Behandlung erübrigte, und einer aus unbekannten Gründen.

Arthritis Rheum 2001;44:2936-37

C.A. BOEGER und 4 weitere Autoren berichteten ebenfalls über erste Langzeitbehandlungen mit Infliximab über ein ganzes Jahr. Als Nebenwirkungen traten nur leichte Atemwegserkrankungen in den ersten 2 Wochen der Behandlung auf.

Ann Rheum Dis 2001;60:1159-60

J. BRAUN und 5 weitere Autoren erläutern die Wirkungsweise der TNF-alpha-Blocker. TNF-alpha ist ein Zytokin (Botenstoff), das eine wichtige Rolle bei entzündlichen Zuständen zu spielen scheint. Da es sich in den Iliosakralgelenken von Spondyloarthritis-Patienten und im Darm von Patienten mit einer entzündlichen Darmerkrankung (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa) findet, wurde die Wirksamkeit der TNF-alpha-Blocker bei diesen Erkrankungen zu untersucht.

Curr Opin Rheumatol 2001;13:245-249

D. BAETEN und 9 weitere Autoren berichteten über eine deutliche Besserung peripherer Gelenkbeschwerden unter der TNF-alpha-Blockade bei 8 Patienten mit Spondylitis ankylosans, Psoriasis-Arthritis oder undifferenzierter Spondyloarthritis.

Arthritis Rheum 2001;44:186-195
Ann Rheum Dis 2001;60:750-755

G. CUNNANE wies in einem Leserbrief auf einen interessanten Unterschied zwischen Spondyloarthritis-Patienten und Patienten mit chronischer Polyarthritis hin. Bei SpA-Patienten produzieren die T-Zellen weniger TNF-alpha. Die TNF-alpha-Blockade ist deshalb bei SpA-Patienten wirksamer als bei der Polyarthritis.

 Arthritis Rheum 2001;44:2937-2939

H. MARZO-ORTEGA, D. MCGONAGLE, P. O'CONNOR und P. EMERY berichten über eine signifikante Besserung durch die TNF-alpha-Blockade bei SpA-Patienten, deren Sehnenansatzschmerzen auf die Behandlung mit Langzeit-Antirheumatika nicht reagierten. Im Kernspintomographie-Bild war eine Besserung oder gar ein Verschwinden von 86% der Enthesis-Schädigungen zu beobachten, und es entstanden keine neuen.

Arthritis Rheum 2001;44:2112-2117

N. MOHAN und 7 weitere Autoren erwähnen, dass in der Datenbank des amerikanischen Gesundheitsministeriums (Food and Drug Administration) 17 Patienten mit neurologischen Etanercept-Nebenwirkungen angeführt werden und 2 mit neurologischen Infliximab-Nebenwirkungen, die nach Absetzen des Medikaments teilweise oder ganz wieder verschwanden.

Arthritis Rheum 2001;44:2862-2869

4.e Operationen

S. SWEENEY, R. GUPTA, G. TAYLOR und A. CALIN untersuchten die Dauerhaftigkeit künstlicher Hüftgelenke bei Spondylitis-ankylosans-Patienten und fanden das exzellente Ergebnis, dass nach 10/15/20 Jahren das originale Kunstgelenk noch in 90%/78%/64% der Fälle vorhanden war.

J Rheumatol 2001;28:1862-1866

4.f Ernährung, Lebensweise

G. KEYSSER geht unter der Überschrift „Gibt es sinnvolle Diätvorschläge für Patienten mit rheumatoider Arthritis?“ auf Eliminationsdiäten ein (Weglassen entzündungsfördernder Nahrungsbestandteile wie Fleisch, Wein, Kaffee, Schokolade, Zitrusfrüchte), sowie auf Elementardiäten (allergievermeidende Nahrung mit Peptid-Hydrolysaten statt Proteinen), vegane und vegetarische Diäten und ein vorübergehendes totales Fasten. In weiteren Kapiteln behandelt er antientzündliche Nahrungsbestandteile (Omega-3-Fettsäuren), die Korrektur von Mangelzuständen (Vitamine A, C, E, Selen, Zink) und die Vorbeugung gegen Osteoporose. Viele dieser Vorschläge könnten auch bei einer Spondyloarthritis hilfreich sein (siehe Bechterew-Brief Nr. 61 S. 3–7 und von der DVMB angebotene Bücher).

Z Rheumatol 2001;60:17-27

G. DOBOS und A. MICHALSEN bemerken dazu in einem Leserbrief, dass sich die empfohlene Eicosapentaensäure vor allem in fetten Fischen findet (Makrele, Hering, Lachs, Sardine, Forelle), nicht generell in Seefischen (Seelachs, Kabeljau, Edelfische). Besonders hilfreich ist auch die Alpha-Linolensäure. Deshalb sind Rapsöl, Walnüsse, Soja, Blatt- und Kohlgemüse und Leinsamen/Leinöl besonders zu empfehlen.

Z Rheumatol 2001;60:289-291

5. Osteoporose

J. SEMLER und J. BRAUN eröffnen ein Themenheft der „Aktuellen Rheumatologie“ mit einem Überblick über die Häufigkeit und die Auswirkungen der Osteoporose bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen. Risikofaktoren sind außer dem Alter, dem Geschlecht, Bewegungsarmut, Nikotin und Alkoholmissbrauch auch eine Dauerbehandlung mit Corticosteroiden (siehe auch Bechterew-Brief Nr. 86 S. 12–24).

Akt Rheumatol 2001;26:101-105

5.a Osteoporose-Diagnostik

D. FELSENBERG und C. GLÜER geben einen Überblick über die Methoden der Osteoporose-Diagnostik. Bereits eingetretene Wirbelbrüche können im Röntgenbild nachgewiesen werden. Eine Früherkennung vor dem Auftreten von Frakturen gelingt durch Knochendichtemessung mit der Zwei-Energie-Röntgenschwächungsmessung (DXA) und mit der quantitativen Röntgencomputertomographie (QCT, siehe Bechterew-Brief Nr. 86 S. 16). Die quantitative Ultraschalluntersuchung befindet sich noch im Stadium der Erprobung.

Akt Rheumatol 2001;26:106-114

U. LANGE und 5 weitere Autoren wiesen auf Fehlermöglichkeiten bei der Knochendichtemessung an Spondylitis-ankylosans-Patienten durch DXA hin. In der Wirbelsäule nimmt bei Spondylitis-ankylosans-Patienten vor allem der Mineralsalzgehalt der Bälkchen (Spongiosa) im Inneren der Wirbelkörper ab. Mit der DXA-Methode wird aber vor allem die Knochenrinde (Corticalis) gemessen. Deshalb ist in diesem Fall die QCT geeigneter, bei der auch die Spongiosa mitgemessen wird.

Akt Rheumatol 2001;26:1-6

H.W. WOITGE, B. FOHR und M.J. SEIBEL beschreiben die Laborwerte, die den Knochenstoffwechsel charakterisieren und so ein zusätzliches Instrument zur Untersuchung der Osteoporose und ihrer Ursachen darstellen.

Akt Rheumatol 2001;26:115-128

5.b Vorbeugung und Therapie der Osteoporose

A. FALKENBACH gibt eine Literaturübersicht über Präventionsmethoden gegen die Osteoporose. Zu den wirkungsvollsten Vorbeugemethoden gehören körperliche Belastung, eine geeignete Ernährung (Bechterew-Brief Nr. 61 S. 3–7 und 37–38 sowie Nr. 68 S. 19–20) und ausreichende Sonnenexposition.

Forsch Komplementärmed Klass
Naturheilkd. 2001;8:196-204

M. PFEIFER, R. DREHER und H.W. MINNE nennen als wichtige Einflussfaktoren zur nichtmedikamentösen Osteoporose-Therapie: Angemessene Kalorienaufnahme, ausreichendes Körpergewicht, körperliche Aktivität, Nahrungsergänzung mit Kalzium und Vitamin D, Aufklärung und Patientenschulung, Rückengymnastik, Schmerzbewältigungsmethoden, psychosoziale Beratung.

Akt Rheumatol 2001;26:219-226

T. EIDNER und G.E. HEIN geben einen Überblick über die medikamentöse Therapie der Osteoporose bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen. In Frage kommen Kalzium- und Vitamin-D-Präparate, Bisphosphonate, Fluoride, nur in Ausnahmefällen Calcitonin-Injektionen, Calcitonin-Nasenspray, Anabolika. Für osteoporose-gefährdete Frauen nach den Wechseljahren, die Östrogene nicht vertragen, bietet sich neuerdings Raloxifen an, ein Medikament, das selbst kein Hormon ist, aber ähnliche Wirkungen besitzt.

Akt Rheumatol 2001;26:129-137

P.H. KANN und E. GROMNICA-IHLE weisen darauf hin, dass Bisphosphonate potente Hemmer des Knochenabbaus sind. Sie sind heute als Therapie der ersten Wahl bei Osteoporose anzusehen. In Deutschland zugelassene Bisphosphonate sind Etidronat, Alendronat und Risedronat. Sie sind sicher und bei Einhaltung der diffizilen Einnahmevorschriften nebenwirkungsarm (siehe Bechterew-Brief Nr. 86 S. 18).

Akt Rheumatol 2001;26:195-204

M. HÜFNER und H. SIGGELKOW behandeln die Therapie der Osteoporose mit Fluoriden. Fluorid-Ionen stimulieren den Knochenaufbau durch die Osteoblasten. Gleichzeitig wird jedoch Fluorid in den neuen Knochen eingebaut und deren Stabilität beeinträchtigt, wenn eine toxische Schwelle überschritten wird. Fluorid kann in hoher Dosierung Osteomalazie auslösen (siehe Bechterew-Brief Nr. 87 S. 14).

Akt Rheumatol 2001;26:205-212

S.H. SCHARLA weist auf die Bedeutung der Zytokine (Botenstoffe) für den Knochenverlust hin. Die Zytokine Interleukin 1, Interleukin 6 und TNF-alpha stimulieren den Knochenabbau, vermittelt durch NO (Stickoxid), das von Knochenzellen unter dem Einfluss der Zytokine vermehrt gebildet wird. Eine Therapie mit Alfacalcidol (aktiviertem Vitamin D, das außerdem die TNF-alpha-Konzentration absenkt) oder mit TNF-alpha-Blockern kann dem entgegenwirken.

Z Rheumatol 60 (2001) 104-106

5.c Osteoporose als Therapiefolge

S.H. SCHARLA und 9 weitere Autoren veröffentlichen ein „vorläufiges Konsensus-Statement zur Corticosteroid-induzierten Osteoporose“. Sie weisen darauf hin, dass vor allem dann damit zu rechnen ist, wenn weitere Risikofaktoren hinzukommen. Eine Dosis-Schwelle, unterhalb derer Corticosteroide keine Gefahr darstellen, ist nicht erkennbar. Zur Vorbeugung eignen sich Kalzium und Vitamin D, bei Frauen außerdem eine Östrogen-Ersatztherapie. Auch die Osteoporose als Therapiefolge wird mit Calcitriol oder Alfacalcidol (Hormonformen des Vitamin D) oder Bisphosphonaten behandelt.

Z Rheumatol 60 (2001) 96-99

P. N. SAMBROOK sieht in der corticosteroid-bedingten Osteoporose eines der großen iatrogenen (therapiebedingten) Probleme in der Rheumatherapie. Studien ergaben, dass eine vorbeugende Kalziumtherapie allein kaum hilft. Wirksame Vorbeugungsmittel sind ebenfalls (in der Reihenfolge ihrer Wirksamkeit) Bisphosphonate und aktiviertes Vitamin D (Calcitriol oder Alfacalcidol).

Z Rheumatol 60 (2001) 120-122

J. BRAUN, F. BUTTGEREIT, D. FELSENBERG und J. SIEPER geben einen zusammenfassenden Bericht über ein internationales Symposium zur Entstehung und Therapie der auf Corticosteroid-Einnahme beruhenden Osteoporose, das am 8. 7. 2000 in Berlin stattfand. Der größte Knochenverlust entsteht im ersten Jahr der regelmäßigen Steroid-Einnahme. 0,5-0,9% aller Menschen nehmen Corticosteroide ein. Bei den 70- bis 79-Jährigen sind es 2,5%. Bis zu 50% der mit Steroiden behandelten Patienten erleiden Wirbelbrüche. In der Normalbevölkerung sind es „nur“ 12%.

Z Rheumatol 2001;60:100-103
Z Rheumatol 2001;60:107-110

D. PATSCHAN und F. BUTTGEREIT weisen darauf hin, dass nicht nur Corticosteroide den Knochenstoffwechsel negativ beeinflussen, sondern auch Methotrexat, Cyclosporin sowie bestimmte krampflösende oder blutgerinnungshemmende Medikamente.

Akt Rheumatol 2001;26:95-100

6. Andere Begleitsymptome

P. GEUSENS und 6 weitere Autoren beobachteten bei Spondylitis-ankylosans-Patienten mit starker Kyphose (Kopf-Wand-Abstand größer als 1 cm) besonders häufig Wirbelverformungen und keilförmige Bandscheiben in der Brustwirbelsäule. Die Summe der Wirbelverformungen erklärte 43% der Abweichung vom altersgemäßen Kopfwandabstand.

J Rheumatol 2001;28:1856-1861

P. NIEHAUS beschreibt die atlanto-axiale Dislokation (Verschiebung des 1. gegenüber dem 2. Halswirbel) im Rahmen entzündlich-rheumatischer Erkrankungen, die zu Schmerzen führen kann sowie zu neurologischen Ausfällen und Irritationszeichen der Arteria vertebralis und der Arteria basilaris (siehe auch Bechterew-Brief Nr. 52 S. 14–17). Als Therapie kommen Corticoid-Injektionen und Operationen in Frage.

Akt Rheumatol 26 (2001) 39-47

J. DÖRNER und B. ZELLE geben Hinweise zur Diagnostik und (konservativen/operativen) Therapie von Nervenstörungen bei fortgeschrittener Spondylitis ankylosans, z.B. bei atlanto-axialer Instabilität (siehe oben).

Akt Rheumatol 2001;26:269-276

S.W. YEO und S.N. PARK berichten von einem Spondylitis-ankylosans-Patienten mit beidseitig rasch fortschreitendem Hörverlust schwankenden Ausmaßes, der sich nach Behandlung mit einem Corticosteroid besserte.

Otolaryngol Head Neck Surg 2001;125:113-114

J. ZACHER und A. GURSCHE berichten von einem Spondylitis-ankylosans-Patienten, der bei einem Sturz auf Glatteis einen Lendenwirbelsäulenbruch erlitt, der zu monatelangen Schmerzen durch Ausbildung einer Pseudarthrose führte, die operativ fixiert werden musste.

Z Rheumatol 2001;60:513-514

D.H. OH und 6 weitere Autoren beschreiben den Einzelfall eines Spondylitis-ankylosans-Patienten, der nach langer Krankheitsdauer eine spastische Querschnittslähmung entwickelte. Da eine andere Ursache nicht zu finden war, handelt es sich wohl um den seltenen Fall einer Rückenmarkentzündung.

Clin Exp Rheumatol 2001;19(3):277-281

7. Andere Spondyloarthritiden

S. VON KOSKULL, H. TRUCKENBRODT, R. HOLLE und A. HÖRMANN befragten alle 766 Kinderärzte, Orthopäden und Rheumatologen in 12 süddeutschen Städten und ermittelten auf diese Weise, dass unter 100 000 Kindern unter 16 Jahren 16,5 eine juvenile chronische Arthritis haben und 14,8 eine Gelenkentzündung während oder unmittelbar nach einer Infektion.

Ann Rheum Dis 2001;60:940-945

T. HÖHLER und E. MÄRKER-HERMANN geben eine Übersicht über die Fortschritte der immunologischen Erforschung der Psoriasis-Arthritis in den letzten 2 Jahren, hauptsächlich bezüglich der Rolle der T-Zellen.

Curr Opin Rheumatol 2001;13:273-279

R. QUEIRO und 4 weitere Autoren stellten fest, dass die Psoriasis-Spondyloarthritis bei männlichen Patienten häufiger auf die Wirbelsäule beschränkt bleibt als bei weiblichen Patienten. Männliche Patienten und Patienten ohne periphere Gelenkbeteiligung sind häufiger HLA-B27-positiv als weibliche Patienten und Patienten mit peripherer Gelenkbeteiligung.

Rheumatol Int 2001;21:66-68

S. SMALE und 4 weitere Autoren beschreiben in einer Literaturübersicht Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen Spondyloarthritiden und entzündlichen Darmerkrankungen. Die Spondyloarthritis bei Patienten mit symptomatischer und asymptomatischer (keine Beschwerden bereitender) Darmbeteiligung unterscheidet sich nur wenig. Die Untersuchung des ursächlichen Zusammenhangs zwischen Darm- und Gelenkbeteiligung wird dadurch erschwert, dass die Darmentzündung bei Spondyloarthritis-Patienten oft durch NSAR-Nebenwirkungen verunklart wird. NSAR-Nebenwirkungen im Darm und entzündliche Darmerkrankungen lassen sich aber deutlich unterscheiden.

Arthritis Rheum 2001;44:2728-2736

J.G. KUIPERS und 7 weitere Autoren beschreiben ihre Forschungsergebnisse zur reaktiven Arthritis. Der in die Zelle hineinragende Teil des HLA-B27-Moleküls beeinflusst das Überleben von Chlamydia trachomatis in der Zelle, während das Eindringen der Bakterien in die Zelle durch HLA-B27 nicht beeinflusst wird.

Clin Exp Rheumatol 2001;19:47-52

A. KUMAR und 6 weitere Autoren untersuchten den Langzeit-Krankheitsverlauf von 22 HLA-B27-positiven Patienten mit einer undifferenzierten Spondyloarthritis. Nach 11 Jahren hatten 15 (68%) eine Spondylitis ankylosans, einer eine Psoriasis-Arthritis, 4 waren weiterhin undifferenziert und bei 2 war die Krankheit verschwunden. Bezüglich der Beweglichkeit waren 19 der Patienten noch im Stadium I und 3 im Stadium III. Keiner der Patienten hatte eine Bambusstabwirbelsäule, aber 3 mussten sich einer Hüftgelenkoperation unterziehen.

Rheumatol Int 2001;20:221-224

I. OLIVIERI und 4 weitere Autoren stellten fest, dass Patienten mit einer undifferenzierten Spondyloarthritis häufiger erst nach dem 50. Lebensjahr erkrankten als Spondylitis-ankylosans-Patienten.

Curr Opin Rheumatol 2001;13:280-284

8. Erblichkeit

J.D. REVEILLE, E.J. BALL und M.A. KHAN geben einen Überblick über die Rolle genetischer Faktoren bei den Spondyloarthritiden. Das HLA-B27 trägt nur zu 16-50% der erblichen Veranlagung bei (siehe Bechterew-Brief Nr. 87 S. 22). Weitere möglicherweise zur Spondylitis ankylosans beitragende Gene liegen sowohl im Haupt-Histokompatibilitätskomplex (weitere HLA-Gene, TAP-Gene, TNF-alpha usw.) als auch außerhalb dieses auf dem 6. Chromosom liegenden Abschnitts (Interleukin-1, -6, -10 und weitere Gene).

Curr Opin Rheumatol 2001;13:265-272

E.J. BALL und M.A. KHAN berichten, dass inzwischen 25 Untertypen des Gens HLA-B27 bekannt sind. Von den ersten 10 führen die Untertypen B*2706 und B*2709 nicht zu einer größeren Wahrscheinlichkeit der Spondylitis ankylosans. Für die Varianten B*2711 bis B*2725 ist die Krankheitsassoziation noch nicht untersucht. Von der Untersuchung erhofft man sich Hinweise darauf, welcher Teil des Moleküls zur Erkrankung beiträgt.

Joint Bone Spine 2001;68:378-382

R. SAID-NAHAL und 12 weitere Autoren untersuchten in einer Familienstudie 241 Spondylitis-ankylosans-Patienten und 259 nicht erkrankte Geschwister in 95 Familien. Sowohl zusätzliche Skelettbeschwerden als auch Begleiterkrankungen außerhalb der Gelenke sind unter den Erkrankten signifikant häufiger als unter den nicht erkrankten Geschwistern, unabhängig vom Geschlecht oder B27-Status. Es muss also eine gemeinsame Unsache für die Spondylitis ankylosans und die Begleiterkrankungen geben.

Arthritis Care Res 2001;45:478-484

M. RUDWALEIT und T. HÖHLER geben einen Überblick über zytokin-codierende Gene, deren Polymorphismen (Auftreten in unterschiedlichen Varianten) für die Spondyloarthritiden von Bedeutung sein könnte. Es zeigt sich immer deutlicher, dass das Muster der Zytokin-Ausschüttung den Krankheitsverlauf beeinflusst. Bei den Spondyloarthritiden überwiegt ein Th2-betontes Zytokinmuster (wenig entzündungsfördernde Zytokine wie TNF alpha und Interferon gamma, viel immundämpfende Zytokine wie Interleukin-10). Gen-Polymorphismen können das Zytokin-Ausschüttungsmuster beeinflussen.

Curr Opin Rheumatol. 2001;13:250-254

9. Lebensqualität, Arbeitsfähigkeit

A. FALKENBACH und B. CURDA befragten 100 Spondylitis-ankylosans-Patienten, was sie unter einem "aktiven" Morbus Bechterew verstehen und was sie am meisten stört. Am häufigsten wurden Schmerzen und die Bewegungseinschränkung genannt. Die Atemnot wurde häufiger genannt als die Müdigkeit.

Rehabilitation 2001;40:275-279

B. CHALLIER und 5 weitere Autoren fragten 146 Spondylitis-ankylosans-Patienten in einem Jahr 4 mal mit Fragebögen nach ihrem Ergehen und verglichen die Ergebnisse mit der jeweiligen Wettersituation. Sie fanden, dass eine höhere Außentemperatur und eine geringe Windstärke die Lendenwirbelsäulenbeweglichkeit begünstigt. Die Lebensqualität und die soziale Wechselwirkung war im Sommer und Herbst höher. Eine höhere Lebensqualität wird im Winter durch eine geringere Temperatur und eine geringere Windstärke in den vergangenen 4 Wochen begünstigt, nicht aber in anderen Jahreszeiten. Auch eine geringe Luftfeuchte im Winter und ein geringer Luftdruck im Sommer in den vergangenen 2 Tagen begünstigt die Lebensqualität.

Clin Exp Rheumatol 2001;19:195-197

J.F. SKOMSVOLL, M. ØSTENSEN, V. BASTE und L.M. IRGENS stellten fest, dass norwegische Frauen mit einer entzündlich-rheumatischen Erkrankung nach der Diagnose statistisch weniger Geburten, eine geringere Reproduktions-Zeitspanne und längere Schwangerschaftsabstände aufweisen als die Normalbevölkerung.

J Rheumatol 2001;28:2310-2314

J.H. BARLOW, C.C. WRIGHT, B. WILLIAMS und A. KEAT stellten mit Hilfe von Fragebögen und Telephoninterviews fest, dass 31% der englischen Spondylitis-ankylosans-Patienten wegen ihrer Krankheit entweder ihre Berufstätigkeit aufgeben mussten oder in ihrer Arbeitsfähigkeit eingeschränkt sind (geringere Arbeitszeiten, geringere Aufstiegschancen usw.) und weitere 15% ihre Arbeitsfähigkeit nur nach Änderung der Tätigkeit behalten konnten. Risikofaktoren für eine Arbeitsunfähigkeit sind Alter, Krankheitsdauer, geringe Ausbildung, Begleiterkrankungen und weitere (auch psychische) Faktoren. (Entsprechende Daten für Deutschland finden sich in Bechterew-Brief Nr. 71 S. 3–18).

Arthritis Care Res 2001;45:424-429

A. BOONEN und 3–7 weitere Autoren untersuchten die sozialen Auswirkungen der Spondylitis ankylosans bei niederländischen Patienten und werteten die Literatur zu diesem Thema aus. Sie stellten fest, dass eine Arbeits- oder Berufsunfähigkeit unter Spondylitis-ankylosans-Patienten 3,1mal häufiger ist als in der Gesamtbevölkerung. Besonders häufig ist sie bei hohem Alter zum Diagnosezeitpunkt, manueller Tätigkeit und ungünstigen Krankheitsbewältigungsstrategien (Einschränkung der Aktivität bei Schmerzen und bei Bewegungseinschränkungen). Sie fordern, dass die Arbeitsfähigkeit als Verlaufsparameter in der Forschung mehr Beachtung finden muss.

Ann Rheum Dis 2001;60:353-358
Ann Rheum Dis. 2001;60:1033-1039
J Rheumatol 2001;28:1056-1062

M.M. WARD und S. KUZIS stellten in den USA fest, dass 13% der Spondylitis-ankylosans-Patienten permanent arbeitsunfähig sind und 24% Behinderten-Gelder erhalten. Als Risikofaktoren für eine Dauerarbeitsunfähigkeit erwiesen sich ein hohes Alter bei Krankheitsbeginn, eine geringe Ausbildung und eine körperliche Tätigkeit. Risikofaktoren für die Notwendigkeit einer Behinderten-Unterstützung waren außerdem zusätzliche Erkrankungen und ein weibliches Geschlecht. Auch ein Berufswechsel war bei Frauen häufiger nötig.

J Rheumatol 2001;28:315-321

A. ZINK, W. MAU und M. SCHNEIDER halten in einem Übersichtsartikel über sozialmedizinische Aspekte entzündlich-rheumatischer Systemerkrankungen fest, dass die Sterblichkeit bei den Spondyloarthritiden  nur in Einzelfällen erhöht ist durch Nieren-Amyloidose, Aorteninsuffizient, atlanto-axiale Dislokation und Wirbelfrakturen. In der Krankheitslast sind die Spondylitis ankylosans und die chronische Polyarthritis durchaus vergleichbar. Der Arbeitsausfall beträgt bei der Spondylitis ankylosans durchschnittlich 20 Tage/Jahr, nur 3 Tage/Jahr mehr als im Durchschnitt aller Erwerbstätigen.

Internist 2001;42:211-222

10. Rheuma-Forschung und Rheuma-Forscher

W. KEITEL beschreibt das Leben des Spondylitis-ankylosans-Forschers Adolf Strümpell (1853-1925), siehe Bechterew-Brief Nr. 84 S. 16–20.

Z Rheumatol 60 (2001) 506-512

A. RADBRUCH, H.H. PETER und H. ZEIDLER geben einen Überblick über das Kompetenznetzwerk "Entzündlich-rheumatische Systemerkrankungen" (kurz „Kompetenznetz Rheuma“) und die damit verbundenen Perspektiven für die Fortentwicklung der Rheumatologie in Deutschland. Bis 1970 fand Rheumaforschung in Deutschland im wesentlichen in den Kliniken der Kurorte statt. Vor allem durch die Einrichtung regionaler kooperativer Rheumazentren mit Hilfe der Bundesregierung vor 10 Jahren entstanden Forschungsschwerpunkte an Universitäten. Bei einem von der Bundesregierung ausgeschriebenen Wettbewerb ergriffen 6 dieser Rheumazentren die Initiative und bekamen den Zuschlag zur Gründung des Kompetenznetzes (siehe Bechterew-Brief Nr. 85 S. 17–20).

Internist 2001;42:178-187

J. RAUTENSTRAUCH beschreibt gemeinsam mit den Leitern der Gründungszentren des Kompetenznetzwerks "Entzündlich-rheumatische Systemerkrankungen" 5 dieser 6 Zentren in Hannover, Freiburg, Lübeck/Bad Bramstedt, Düsseldorf und Erlangen, ihre Geschichte, die verantwortlichen Wissenschaftler und ihre Forschungsschwerpunkte.

Z Rheumatol 2001;60:88-94
Z Rheumatol 2001;60:187-193
Z Rheumatol 2001;60:255-262
Z Rheumatol 2001;60:361-366
Z Rheumatol 2001;60:496-505

A. ZINK, J. LISTING, C. KLINDWORTH und H. ZEIDLER berichten über die Kerndokumentation der regionalen kooperativen Rheumazentren, in der Informationen über Diagnosen, Alter, Erkrankungsalter, Krankheitsdauer, Behandlungspraktiken und Krankheitsfolgen gesammelt und der Forschung zugänglich gemacht werden und so zur Verbesserung der rheumatologischen Versorgung beitragen.

Ann Rheum Dis 2001;60:199-206

11. Sonstiges

In einem nützlichen Abkürzungsverzeichnis sind die in der (englisch-sprachigen) Rheumatologie gebräuchlichen Abkürzungen zusammengestellt, von 1,25(OH)2D3 und alpha1M bis Z-DNA.

Scand J Rheumatol 30(2001)58-59
Bechterew-Brief Ende

Anschrift des Verfassers: Michaeliburgstr. 15, 81671 München