Aus dem Morbus-Bechterew-Journal Nr. 111 (Dezember 2007)

Ernährung zur Vorbeugung gegen Osteoporose bei Morbus Bechterew

von Dr. med. Gudrun Lind-Albrecht, Chefärztin des Gasteiner Heilstollens, Böckstein, Österreich

Unsere Knochen müssen im Laufe des Lebens ständig im Sinne einer Art Baustelle „renoviert“ werden. Damit die ständigen Umbau- und Anbauprozesse funktionieren auf dieser „lebenslangen“ Baustelle, müssen die betreffenden Botenstoffe im Gleichgewicht sein und genug Baustoffe vorhanden sein. Wenn eine „Schieflage“ an der Baustelle entsteht, indem die Abbau-Tätigkeiten (Abrissarbeiten) umfangreicher sind als die Aufbau-Tätigkeiten, entwickelt sich eine Osteoporose (Knochenporosität). Der Knochen wird immer schlechter durchbaut, immer weniger tragfähig und immer anfälliger gegen Knochenbrüche aus nichtigem Anlass.
Es ist allgemein bekannt, dass Frauen ein erhöhtes Osteoporose-Risiko haben und dass die erbliche Veranlagung eine Rolle spielt. Auch bestimmte Medikamente wie z.B. Cortison erhöhen das Osteoporose-Risiko. Und – was nur wenigen bewusst ist: Der Morbus Bechterew stellt ebenfalls ein Risiko für die Osteoporose dar, und zwar für Männer und für Frauen! Denn bei allen chronischen Entzündungen verändert sich die Zusammensetzung der Botenstoffe in Richtung Knochenabbau!
Daher ist es wichtig, als Morbus-Bechterew-Patient die Möglichkeiten zu kennen, mit denen man dem Risiko der Osteoporose etwas entgegenarbeiten kann. Es gibt medikamentöse und natürliche Mittel, das zu tun. Hier soll nur von den natürlichen Mitteln die Rede sein.

Vorbeugung mit natürlichen Mitteln

Auf der „Knochenbaustelle“ brauchen wir 3 Dinge:

Bewegung als Bauauftrag

Nur ein Knochensystem, das ständig benutzt und beansprucht ist, wird auch ständig „renoviert“. Deshalb sind Sportarten wie Bergwandern, Nordic Walking und Skilanglauf besonders zu empfehlen. Nicht für jeden sind diese Sportarten aber realisierbar. Taji/Qigong zum Beispiel kann aber fast jeder durchführen. Taiji/Qigong (Bechterew-Brief Nr. 67 S. 20–22, MBJ Nr. 104 S. 46, Nr. 107 S. 20–22, Nr. 108 S. 26) ist sogar aus mehreren Gründen besonders zu empfehlen: Es beansprucht nicht nur den gesamten Bewegungsapparat gleichmäßig, es stärkt auch die Balance und die Körperwahrnehmung – und es wirkt entspannend, seelisch ausgleichend.
Im Zweifelsfall gilt: Jede Bewegung ist immer noch besser als gar keine Bewegung (MBJ Nr. 110 S. 21–24).

Vitamin D als Baufahrzeug

Vitamin D ist sozusagen das Baufahrzeug zur Knochenbaustelle. Nur wenn genügend Vitamin D im Körper ist, wird der wichtigste Baustoff für den Knochen, das Kalzium, auch aus der Nahrung aufgenommen, zum Knochen transportiert und dort eingebaut. Aber nicht nur als Baufahrzeug für die Knochen, sondern auch zur Stärkung der Muskelkoordination und damit des Gleichgewichts liefert Vitamin D einen wichtigen Beitrag.
Die notwendige Tagesdosis an Vitamin D erreicht man im Sommer, indem man sich 20–30 Minuten mit kurzärmligem Hemd und mit kurzer Hose bzw. Rock draußen in der Sonne bzw. im Halbschatten aufhält. Die UV-Strahlen wandeln nämlich die Vorstufen des Vitamin D in der Haut in die erste aktive Form um. Allerdings entstehen die für den Knochenstoffwechsel wirksamen (zweifach hydroxylierten) Vitamin-D-Formen erst durch zwei weitere Umwandlungen des Vitamin-D3 im Körper: zuerst in der Leber und dann in der Niere.
Im Winter können wir über die Sonne unseren Vitamin-D-Haushalt nicht mehr gut aufrechterhalten. Und im Alter funktionieren die Umwandlungsstufen in der Leber und in der Niere nicht mehr so gut. Es gibt auch Forschungshinweise darauf, dass die Vitamin-D-Umwandlung in der Niere beim Morbus Bechterew gestört ist. Also muss man als Morbus-Bechterew-Patient am besten für besonders viel Vitamin D sorgen.
Bestimmte Nahrungsmittel liefern uns Vitamin D bzw. die Vorstufen des aktiven Vitamin D. Fisch steht hier an erster Stelle, und zwar Süßwasserfisch und Seefisch.
150 Gramm Forelle liefern z.B. Vitamin D für 1–2 Tage. Ähnlich ist es beim Lachs und Hering. Man sollte also vor allem im Winter mindestens zweimal wöchentlich Fisch essen (See-Fisch hat auch antientzündlich wirksame Omega-3-Fettsäuren, Bechterew-Brief Nr. 61 S. 3–7 und Nr. 79 S. 22–23; siehe auch die von der DVMB-Geschäftsstelle angebotene Literatur). Etwa 200 Gramm Pilze (Champignons, Steinpilze, Shiitake, Austernpilze) liefern Vitamin D für einen halben Tag.
Auch Avokado enthält viel Vitamin D. Soja-Produkte (Tofu, Sprossen etc.) fördern die oben erwähnte Vitamin-D-Umwandlung in der Niere. Für Frauen rund um die Wechseljahre empfehlen sich Soja und Rotklee ohnehin (wegen der Flavonoide, die östrogenähnlich wirken). Und Soja bietet außerdem viel Kalzium, wie wir noch sehen werden.
Die Vitamin-D-Aufnahme bzw. der Umbau funktioniert offenbar vom Biorhythmus her am besten morgens (Morgenstund' hat also nicht nur Gold, sondern auch Vitamin D im Mund).

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