Bericht vom 58. Seminar "Morbus Bechterew - Basiswissen" in Wedel am 17./18. Juli 2004

von Frank Kersten, Bachstr. 64d, 22083 Hamburg

die Dozentengruppe mit Ludwig Hammel, Kurt Mayr, Kataharina Conti und Prof. Dr. Gerd Köhler v.l.n.r.

Gespannt traf ich am Samstag vormittag in Wedel ein. Nach kurzem Einchecken (Zimmer war prima, Hotel in Ordnung) ging ich auch gleich in den Seminarraum. Zunächst war ich erstaunt, dass so wenige, wir waren 4 Patienten und 3 Angehörige, daran teilnahmen. Andererseits fand ich es natürlich klasse. So blieb mehr Zeit für den Einzelnen.
Dann ging es auch schon in medias res. Die Dozenten stellten sich vor. Schon wieder Erstaunen: da saß jede Menge geballtes Fachwissen auf dem Podium. 4 Dozenten, die alle seit Jahren von verschiedenen Blickwinkeln aus mit unserem Thema beschäftigt sind. Danach waren wir dran, uns vorzustellen und unsere Erwartungen an das Seminar darzulegen. Jeder einzelne konnte seine Fragen, die er bisher als unbeantwortet empfand, auf Karteikarten schreiben. Die Dozenten versprachen, dass keine dieser Fragen unbeantwortet bliebe. Hehrer Anspruch, dachte ich mir im Inneren und war erst recht gespannt, was so alles auf mich zukommt.
Jetzt war es erst mal Zeit für ein Mittagessen, und natürlich wurde die Gelegenheit von uns Teilnehmen genutzt, uns auch etwas näher zu beschnuppern. Viel Zeit blieb dafür allerdings nicht, denn da wartete schon Prof. Dr. Gerd Köhler mit seinem Vortrag über Diagnostik und Anamnese. Anhand von vielen Fotos, Röntgenbildern (endlich kann ich auch sehen, was meine Ärzte mir bisher so erzählten....) und seinen eigenen Erfahrungen und Kenntnissen berichtete er sehr ausführlich über die wesentlichen Merkmale unsere Krankheit und darüber, wie wichtig auch die Mithilfe von uns als Patienten ist. Wenn ein Arzt sicher diagnostizieren und behandeln will, dann muss er möglichst viel von seinem Patienten wissen. Dazu hat er uns ein von der DVMB herausgegebenes Langzeitprotokoll empfohlen, in dem dokumentiert werden kann, welche Medikamente man wann nimmt, wie sich im Laufe der Jahre die Beweglichkeit verändert, die Blutbilder und noch vieles mehr.
Ein dickes Kompliment an dieser Stelle für Prof. Dr. Köhler. Endlich ein Mediziner, der sein enormes Wissen in einer gelösten, auch humorvollen Art und Weise verständlich an den Patienten weitergeben kann. Davon sind mir bisher nur wenige über den Weg gelaufen.

Trockengymnastik

Nun kam die Praxis und ab in die Sporthalle! Nach ein paar Auflockerungsübungen zeigte uns Frau Katharina Conti, zusammen mit Herrn Ludwig Hammel, spezielle Gymnastikübungen. Der geschulte Blick der beiden hat schon erkannt, wer wo welche Defizite hat. Und so musste jeder mehr oder weniger leiden ;-)). Nee, hat einfach Spaß gemacht und nebenbei habe ich noch einiges gelernt! Unter anderem zeigte uns Frau Conti auch richtiges Gehen. Seit 42 Jahren laufe ich nun aufrecht durch die Gegend und es schien, ich habe es 42 Jahre lang falsch gemacht.... Auch hier wieder ernsthaft. Wir haben einfach jede Menge Tricks gelernt, die das Leben mit Morbus Bechterew einfacher machen. Wir haben gelernt, dass wir maßgeblich selbst dafür sorgen können, wie der Verlauf unserer Krankheit sein wird, denn Bewegung ist alles. Zum Abschluss ein kleines Basketball-Match und wir waren ordentlich ausgepowert. Klar, dass danach erst mal eine längere Pause angesagt war.
Weiter ging es mit einem erneuten Vortrag von Prof. Dr. Köhler. Wir lernten vieles über die verschiedenen Medikamente, deren Wirkungsweisen und Halbwertzeiten. Bringt einfach nichts, bei akutem Schmerz eine Tablette zu nehmen, die ihre Wirkung über Stunden im Körper verteilt. Danach ging Herr Prof. Dr. Köhler auf eine gesunde Ernährung ein. Nur schade, dass ich jetzt zwei mal die Woche Fisch essen soll, wo ich den doch gar nicht mag ... Ehrlich gesagt hat mir die Alternative, Lebertran, auch nicht so sehr zugesagt. Fürchte, hier muss ich mir echt was einfallen lassen ...........
Zeit für eine Kaffeepause und anschließend den letzten Vortrag an diesem Tag von Herr Kurt Mayr. Es ging um Versicherungen und Vertragsprüfungen. Ehrlich gesagt hatte ich mir darüber noch überhaupt keine Gedanken gemacht, war bisher genug mit meiner für mich neuen Krankheit beschäftigt. Wie wichtig das ist, habe ich auf dem Seminar gelernt. Es gibt für Chroniker verschiedene Einschränkungen und es gilt, bestehende Verträge zu überprüfen. Man mag es sehen, wie man will. Fakt ist leider, dass verschiedene Arten von z.B. Lebensversicherungen von chronisch Kranken gar nicht erst akzeptiert werden oder nur zu dramatisch veränderten Bedingungen, die den eigentlichen Versicherungsschutz letztendlich aufheben. Da heißt es nun mal genau hinsehen, was man unterschreibt/unterschrieben hat.
Mit jeder Menge neuen Eindrücken ging es zum Abendessen. Danach saßen wir in gemütlicher Runde zusammen. Besonders schön fand ich, dass die Referenten sich die Zeit nahmen, nach dem Essen Tischgespräche anzubieten. Sie saßen mit uns in der Runde, und jeder konnte einfach noch ein paar Fragen los werden, die im Laufe des Tages vielleicht untergegangen sind. Klar, dass es ein langer Abend wurde!

Wassergymnastik

Ziemlich müde bin ich deshalb am nächsten Morgen zur Wassergymnastik marschiert. Spätestens, als ich im Wasser war, schaffte Frau Conti es mit ihrer lockeren Art, mich ordentlich aufzuwecken ;-)) Viel haben wir getan, aber wir haben auch viel gelacht dabei! Das vergesse ich leider manchmal, wenn ich mehr oder weniger alleine mit meiner Gymnastik beschäftigt bin. Gut, daran erinnert zu werden, wie viel Spaß Bewegung machen kann!

Danach ging es in den Konferenzraum zu einem Plenum. Und da waren sie wieder - unsere Karteikarten vom Vortag, verteilt auf die einzelnen Referenten. Jedes Thema wurde erneut angesprochen, und wir hatten Gelegenheit, detailliert nachzufragen, wo noch Fragen offen waren.

Wassergymnastik

Um die Sache abzurunden, hat Herr Hammel, selbst betroffen, im Anschluss die "wahre Geschichte" beschrieben. In einem interessanten Vortrag gab er uns jede Menge hilfreiche Tipps für den Alltag, angefangen bei einem geeigneten Bett, der guten Arbeitshaltung - aber auch über den Umgang mit Behörden, Versorgungsämtern, medizinischen Gutachtern. Zu viel, das hier alles aufzuzählen.
Ein anschließendes Mittagessen in gemütlicher Runde beschloss das Seminar. Schade, dass es vorbei war. Klar habe ich mir viele Gedanken gemacht, nachdem die Diagnose erst mal stand. Während des Seminars ist mir vieles klarer geworden und damit auch ein großes Stück Optimismus wieder gekommen. Herrn Hammels Motto: "Man bechtelt so vor sich hin" wird wohl auch zu meinem Leitmotiv.
Dafür möchte ich mich bei allen Referenten bedanken. Der hehre Anspruch wurde erfüllt !!

Teilnehmergruppe am 58. Seminar "Morbus Bechterew - Basiswissen" in Wedel

 

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